DDR-Personalausweis/ Staatsbürgerschaft usw,usw...
Lieber Helfried,
liebe Schreiber im Gästebuch,
seit einigen Tagen verfolge ich die interessanten Beiträge zur DDR-Staatsbürgerschaft, zum DDR-Personalausweis, zu den DDR-Gesetzen usw., usw.
Hier möchte ich einen satirischen Beitrag liefern, der bitterer Ernst ist. Ich als Ausreiseantragsteller habe am gleichen Tag meiner Antragstellung meine Arbeit verloren. Ich war danach ein halbes Jahr arbeitslos, aber nicht so arbeitslos wie im Westen mit Arbeitslosengeld usw.. Bei mir gab es nichts, aber dafür wöchentlich freie Fahrten mal mit Barkas, mal mit Wartburg und mal mit Moskwitsch. Alles natürlich kostenfrei, da es ja um den wichtigen Grund "....zwecks Klärung eines Sachverhalts..." ging. Manchmal ging das 24 Stunden, manchmal auch zwei Tage. Bei einem längeren Aufenthalt mußte ich natürlich auch Gürtel, Schnürsenkel und "Schlips" abgeben und man war so korrekt, dass ich mich auch frei machen durfte und in alle Körperöffnungen geschaut wurde. Da ist einem ganz egal, ob man einen DDR-Personalausweis hatte oder nicht.
Übrigens ich hatte eine Woche nach meiner Antragstellung auch keinen Personalausweis mehr. Ich bekam einen PM 12. Ich weiß nicht, wie viele in unserem Verein auch einen PM 12 hatten. Wenn nicht, hier folgt die aktuelle Erklärung dazu.
PM 12
Bezeichnung für einen vorläufigen Personalausweis (Behelfsausweis) in der DDR.
Der PM 12 ist nur formal ein Ersatz – zum Beispiel für einen verlorenen Personalausweis. Bei jeder der zahlreichen Kontrollen wirkt er als Signal für den Überprüfenden, weitergehende Informationen einzuholen.
Der Inhaber des PM 12 ist also immer in irgendeiner Weise verdächtig. Dies liegt daran, dass dieser Ausweis an Haftentlassene, Ausreiser, sozial Auffällige und politische Gegner ausgegeben wird. Dazu wird ihnen oft ein gültiger Ausweis entzogen.
Der PM 12 berechtigt nicht zum Grenzübertritt in osteuropäische Länder. Wer ihn besitzt, muss im Regelfall Auflagen erfüllen, zum Beispiel eine Meldepflicht bei der Polizei.
Der PM 12 ist oft verbunden mit dem Verbot, bestimmte Orte zu verlassen oder aufzusuchen beziehungsweise den Arbeitgeber zu wechseln.
Also, Ihr könnt Euch gut vorstellen, dass mir die ganzen vorangegangenen hochwissenschaftlichen Beiträge zu den genannten Themen am A...vorbei gehen. Ich bin Anfang 1947 geboren, also im Nachkriegsdeutschland, somit von Geburt an Deutscher, habe im Nachkriegsdeutschland in Saalfeld gelebt und die sich mit Geschichte auskennen, wissen, dass da die Amerikaner waren. Für das Viermächteabkommen wurde das Land Thüringen von den Amis an die Russen verkauft und somit wurde ich notgedrungen DDR-Bürger. Eine DDR-Staatsbürgerschaft habe ich nie besessen, denn die Bundesrepublik hat die DDR nie anerkannt und sie hatte die Onhutspflicht für alle Deutschen. Selbst wenn man mir bei der Ausreise die Ehrenurkunde, die die meisten kennen, ausgehändigt hat, war das nur ein Stück Papier und keine Nationalitätsfrage. Zum Abschluß könnt Ihr Euch natürlich vorstellen, wie ich in den Westen eingereist bin. Leider ohne Personalausweis, denn den PM 12 hatte man uns einen Tag vor Ausreise weggenommen. Beim Transport zum Interzonenzug, auch der war gesponsert von der DDR, haben wir dann das nächste "wichtige" DDR-Papier bekommen, den Identitätsausweis, gültig für 3 Tage. Nach Meinung der Stasi waren wir nun vogelfrei und was das heißt, kann sich jeder vorstellen, denn auf Vögel konnte man auch schießen. Soweit mein satirischer Beitrag. Also, wenn Ihr weiter über das Thema diskutieren wollt, dann darf auch gelacht werden. Ich zumindest tue das und das gilt auch für meine Frau, denn die hat das Gleiche durchlebt.
Viel Spaß beim Sammeln von weiteren wichtigen Erkenntnisse.
Euer oppositioneller Zonenflüchtling !!!